Österreich punktet in China
Österreichs Experten sind in China gefragt
Auf der 23. internationalen Passivhaustagung war Österreich besonders präsent. Bei einem Österreich-Workshop präsentierten 10 österreichische Referenten unter dem Titel „Austrian Pioniers of Passive House and Plus Energy Buildings“ vor 60 chinesischen Politikern und Entscheidungsträgern, sowie weiteren 70 Zuhörern, in Kurzvorträgen zu Passivhaus-Technologien mit erneuerbaren Energien aus Österreich. Dank des Austria-Workshops im Auftrag des BMNT Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus waren von insgesamt 135 Vorträgen während der 23. Internationalen Passivhaustagung ganze 24 Vorträge von Österreichern!
Damit stellte Österreich hinter China die zweitmeisten Vorträge bei dieser Tagung in China. An dritter Stelle liegen die Vortragenden aus Deutschland, rechnet man die Vortragenden des Passivhaus Institutes nicht mit ein. Diese Dominanz zeigte in eindrucksvoller Weise die Vorreiterrolle österreichischer Dienstleister im Passivhaus- und Energieeffizienz-Sektor. Insgesamt gab es Vortragende aus 17 Nationen.
Eröffnet wurde das Austria-Workshop vom österreichischen Botschafter in China Friedrich Stift, der in seiner Rede darauf verwies, dass Österreich zu den weltweiten Technologieführern im Passivhaus-Sektor zählt und sich über die Intensivierung der Zusammenarbeit mit China freuen würde.
Georg W. Reinberg präsentierte einen Rückblick auf seine architektonische Arbeit. Er zeigte Projekte, welche exemplarisch für die Evolution des Passivhauses und seiner technischen Entwicklung stehen. Darüber hinaus gab er einen Ausblick auf die nahe Zukunft.
Wolfgang Streicher präsentierte mit “Passive houses in social housing and retrofit projects of Sinfonia in Innsbruck/Austria”, wie zwei soziale Wohnbauträger in Innsbruck, NHT und IIG, all ihre neuen Gebäude seit 2010 im Passivhaus-Standard errichten. Die Warmmieten liegen dabei bei rund 7,5 €/m²a. Die beiden Bauträger renovierten Mehrfamilienhäuser, ohne das die Bewohner ausziehen mussten, und Schulen auf bis zu 20 kWh/m²a Heizwärmebedarf.
Helmut Krapmeier präsentierte den österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit, welcher einer der höchsten Auszeichnungen des Staates ist. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass es zwei voneinander völlig unabhängige Jurien gibt. Schönheit ist ebenso wichtig wie Nachhaltigkeit. Ein Gebäude kann nur dann einen Staatspreis erhalten, wenn es nachhaltig und schön ist.
„Awarded Chinese office buildings – Certified supermarkets and other non-residentials from Austria” hieß der Vortragstitel von Laszlo Lepp. Bürogebäude, Supermärkte, Hotels und Studentenheime werden in China und Österreich im Passivhaus-Standard errichtet. Die Qualitätsprüfung und Zertifizierung der Passivhäuser im Wohn- und Nicht-Wohnsektor stellt das Passivhaus Institut Innsbruck sicher.
Unter dem Titel „Lower Austrian State Buildings as Pioneers of the Passive House Standard” zeigte Martin Huber eine Erfolgsstory aus Österreich auf. Niederösterreich verpflichtete sich 2008 alle öffentlichen Gebäude des Bundeslandes entsprechend des Passivhaus-Standards zu errichten. Diese Leuchtturmprojekte dienten als Initialzündung für die Entwicklung von Know-How und praktischer Erfahrung in der Baubranche. Hierdurch hat die lokale Baubranche einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Regionen erlangt.
Ernst Schriefl wiederum präsentierte mit ”World‘s first plus-energy office high-rise building”, wie in Wien ein Hochhaus-Laborgebäude aus den 1970ern zu einem Plusenergie-Bürogebäude. Die notwendige Reduzierung des Energiebedarfs war möglich, da etwa 9.300 Komponenten genau analysiert und die Sanierung auf Passivhaus-Standard durchgeführt wurde. Die Stromerzeugung erfolgt mittels Photovoltaik und Energierückgewinnung der Lifte.
Dawid Michulec berichtete mit “Lessons learned after 5 years of pioneering work in China” über seine umfangreichen Erfahrungen aus China. Zahlreiche Erfahrungen konnten während der Ausführung der ersten zertifizierten Passivhäuser in einer kühlen/gemäßigten nordischen Region und einer feuchten südlichen Region, sowie dem Training der meisten zertifizierten Passivhaus-Planer in China durch Dawid Michulec, NEUBAU best.energy angesammelt werden.
Martin Aichholzer ging unter dem Titel “It's always a question of resources” dem Thema Nachhaltigkeit auf den Grund. Mit der Etablierung des Passivhaus-Standards wurde viel zur Schonung der Ressourcen beigetragen. Der ökologische Fußabdruck von Postindustriellen Staaten zeigt jedoch, dass noch viel Arbeit zur Verringerung des Ressourcenverbrauchs der Baubranche beigetragen werden muss. Neu errichtete Gebäude werden noch mit Materialien, welche weder erneuerbar noch leicht recyclebar sind, gebaut. Auch zeigte Aichholzer zahlreiche Industrialisierungsprozesse in der Baubranche auf, welche mit den Nachhaltigkeitszielen vereinbar sind.
Marcello Turrini und Thomas Lebinger berichteten zum Abschluss von der “Green Building Solutions Summer School: an international design workshop about Sustainability and Passive House standard”. Seit 2011 organisiert, bildete die G.B.S. Summer School bisher 320 Absolventen aus 76 Ländern mit dem Wissen, Passivhäuser zu planen, aus. Dieses Konzept stehe bereit, um auch in anderen Ländern dupliziert zu werden. Hinter dieser Sommeruni steht die OeAD Wohnraumverwaltung, welche all ihre neuen Studentenheime im Passivhaus-Standard errichtet.
Günter Lang von LANG consulting moderierte das gesamte Austria-Workshop und zeichnete auch für die gesamte Organisation und Planung dieses Workshops verantwortlich.
35.000 Besucher auf der Passivhaus-Fachausstellung in Gaobeidian
LANG consulting organisierte nicht nur das Austria-Workshop, sondern kurzfristig auch noch den Ausstellungsstand „Austrian Passive House Experts Corner“ mit dem AußenwirtschaftsCenter Peking und sechs österreichischen Passivhaus-Experten, wie ecoplus Niederösterreich/ Bau.Energie.Umwelt.Cluster, Architekturbüro Reinberg, LANG consulting, NEUBAU best.energy, OeAD student housing und Schöberl & Pöll, die gemeinsam Österreichisches Passivhaus-Know-How in China repräsentierten.
Hinweis: Der Österreich-Workshop und das dazugehörige Rahmenprogramm wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit durch LANG consulting umgesetzt.